Sortierung von Schnittholz


1. Geschichte

Gütebestimmungen für Nadelschnittholz sind -solche nach Normen ausgenommen- weder auf eine bestimmte Person noch auf einen exakten Zeitpunkt zurückzuführen. Vielmehr sind sie in ihrer heutigen Form das Ergebnis einer Entwicklung, die im Grundsatz mit der industriellen Erzeugung von Schnittholz begann, tatsächlich aber seit Mitte des 19. Jh. Nachzuweisen ist. Vor allem beim Holzhandel bildeten sich bestimmte Sortierungsnuancen heraus, die, zunächst von mehr lokaler Bedeutung, vereinheitlicht und zu Handelsgebräuchen größerer Räume zusammengefasst wurden. Aus diesen süd-, südwest-, mittel- und norddeutschen Handelsgebräuchen wurden in den Jahren 1934 bis 1935 vom Reichskommissar für Preisbildung unter Mitwirkung der Holzwirtschaft einheitliche Richtlinien für Sortenbezeichnungen, Qualitätsbeschreibungen und Abmessungen geschaffen, um die fachliche Grundlage für eine  ab 1938 für Fichte/Tanne und ab 1940 für Kiefer/Lärche im gesamten Reichsgebiet verbindliche Preisverordnung zu bilden. Auf dem Verordnungswege folgten bis Kriegsende einige Ergänzungen und Änderungen.

Die amerikanischen und britischen Besatzungsmächte veröffentlichten am 27.03.1947 eine Preisverordnung, die als PR 20/47 die bindende Preisbildung beinhaltete sowie Gütebestimmungen für inländisches Nadelschnittholz, die wiederum im Grundsatz auf den früheren Bestimmungen beruhten. Während die Preisverordnung 1952 aufgehoben wurde, behielten die Güterichtlinien der PR 20/47 ihre Gültigkeit und wurden 1950 als "Anlage I" in die Tegernseer Gebräuche eingearbeitet.

Bereits 1958 wurde die DIN 4074 für Bauschnittholz in Kraft gesetzt, der in den folgenden Jahrzehnten viele Normen für Nadel- und Laubschnittholz und Hobelware folgten, die jedoch zum Teil nie wirtschaftliche Bedeutung erlangten. Seit Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden eine Reihe von europäischen Normen EN veröffentlicht, die entsprechende DIN-Normen ersetzen.

2. Sortierung von Laubschnittholz

Grundlage sind die Tegernseer Gebräuche, einschlägige DIN- und DIN EN-Normen sowie Gebrauchssortimente. Die Sortierung ist auf Grund der vielen, in Beschaffenheit und Verwendungszweck sehr unterschiedlichen Holzarten nicht wie bei der Sortierung von Nadelschnittholz über einen Kamm zu scheren; vielmehr ist sie eine sehr individuelle, holzart- und verwendungszweckbezogene Sortierung.

a. Tegernseer Gebräche

Sie bieten für die Sortierung sehr wenig Anhalt. Laubschnittholz muss nach § 21  gesund und von normalen Wuchs sein. Vorkommende grobe Fehler wie faule Äste, Risse usw. sind durch Maßvergütung zu berücksichtigen. Verschnittenes, stark drehwüchsiges und verdorbenes (verstocktes) Holz kann zurückgewiesen werden.

b. Normen

DIN EN 975-1 (1999)

Sortierung nach dem Aussehen für Eichen- und Buchenschnittholz

DIN 68365 (1957)

Bauholz für Zimmererarbeiten

DIN 68340 (1989)

Stiele aus Holz für Schlagwerkzeuge

DIN 68368 (1975)

Laubschnittholz für Treppenbau

DIN EN 942 (1996)

Holz für Tischlerarbeiten

DIN EN 12246

Qualitätssortierung von Holz zur Verwendung in Paletten und Packmitteln

DIN 4074-5 (2002)

Sortierung von Laubschnittholz nach der Tragfähigkeit (Festigkeitssortierung)


c. Gebrauchtsortimente

Nicht kodifizierte und insofern unverbindliche, aber durchaus übliche Sortimente wie z. B. Sargeiche (blockliegendes oder loses, besäumtes oder unbesäumtes Eichen-Schnittholz zur Herstellung von Särgen), Leistenware, Gestellbuche (unbesäumtes Laubholz zur Herstellung von Holzteilen von Polster- und Sitzmöbeln)

3. Sortierung von Nadelschnittholz

Grundlage sind die zum Teil ergänzenden, zum Teil widersprechenden Regeln der §§ 15 ff. und des Anhanges der  Tegernseer Gebräuche sowie einschlägiger DIN- und DIN EN-Normen. Während die Sägeindustrie und der Holzhandel jahrzehntelang den Handelsbrauch bevorzugten, wird dieser in zunehmendem Maße auf Drängen der verarbeitenden Industrie und des Handwerks -zumindest im festigkeitsorientierten Bereich- durch Normen ersetzt.

a. Tegernseer Gebräuche

Es wird die Sortierung von Kantholz einerseits und von Brettern, Rahmen, Latten und Hobelware andererseits unterschieden.

Kantholz wird, bei sonst gleichen, mäßigen Güteanforderungen, nur nach den Schnittklassen S, A, B, C unterschieden, die anderen Schnitthölzer dagegen nach Güteklassen.

Ware

Güteklassen

Zifferngüteklassen

Sortiment

Brettware

Blockware, Tischlerqualität, Rohhobler

0, I, II, III, IV

Latten, Kreuzholz, Rahmen

I, II

Spalierlatten

Hobelware

I, II, III

Rauhspund

Kiefer, Lärche, Weymouthskiefer

Stammware, Modellware, Mittelware, Astreine Seiten

Grundlage der Sortierung sind die 5 Hauptmerkmale Farbe, Äste, Harzgallen, Baumkante und Risse sowie einige weitere sog. Sonstige Merkmale wie Krümmung, Insektenfraß, Reaktionsholz usw., die in gewisser, durch Art, Größe, Beschaffenheit und Anzahl bestimmter Ausdehnung an Schnittholz vorhanden sein dürfen.

Grundsatz der Sortierung: Immer Beurteilung der besseren Seite, wobei die andere Seite der nachfolgenden Güteklasse entsprechen muss.

b. Normen

 

DIN 68365 (1957)

Sortierung von Bauholz für (allgemeine) Zimmererarbeiten; Bläue immer zugelassen

DIN 4074-1 (2002)

Sortierung von Bauschnittholz, dessen Querschnitte nach der Tragfähigkeit bemessen werden; Bläue immer zugelassen

Sortierungsklassen: S 7, S 10 und S 13

DIN EN 1611-1 (1999)

Sortierung von Nadelholz (Fi, Ta, Kie, Doug) nach dem Aussehen; Bläue immer zugelassen

DIN EN 942 (1996)

Allgemeine Sortierung nach der Qualität von Holz für Tischlerarbeiten; Bläue immer zugelassen

DIN EN 12246 (1999)

Qualitätssortierung zur Verwendung in Paletten und Packmitteln; Bläue immer zugelassen

DIN EN 338 und DIN EN 518

Festigkeitssortierung von Bauschnittholz; Bläue immer zugelassen

Quelle: Holzlexikon, DRW-Verlag, 4. Auflage